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Tatort-Wiederholung (28.7.): Borowski und Brandt ermitteln in Kiel
Der Tatort „Borowski und der Himmel über Kiel“ fällt in die Tatort-Sommerpause 2024. Zuerst lief der Tatort mit Borowski und Brandt am 25.01.2015. Hier gibts die Tatort-Kritik zur Wiederholung:
Wir könnten zusammen mit den jungen Protagonisten langsam im Dreck versinken, wenn der Geruch nach Schweiß, kaltem Zigarettenrauch, Alkohol und Sex förmlich aus dem Fernseher zu strömen scheint. Aber was hätten wir davon? Eine weitere Sozialstudie zum Thema Gefahren von Crystal Meth.
Was wir aber bekommen ist ein gelungener Krimi, bei dem wir ab und zu Luft holen und uns freuen dürfen, dass sich Kommissar Borowski und seine Kollegin Sarah Brandt mittlerweile richtig gut verstehen und sogar rumalbern. Zum Beispiel gleich zu Beginn, als es um den Balzruf der Saatkrähe geht. Den kann Borowski wirklich täuschend echt nachmachen.
Schonungslose Darstellung von Gewalt und Abgründen
Die beiden sind also kichernd unterwegs zu einem Tatort irgendwo auf dem platten Land. Dort wurde in einem Bach der Kopf eines jungen Mannes gefunden. Der Rest fehlt. Ja, die Kamera hält drauf und ja, das ist für jemanden, der nicht horrorfilmerprobt ist, ein gewöhnungsbedürftiger Anblick.
Die Freundin des Toten wird gefunden. Sie heißt Rita und bald stellt sich heraus, sie und ihr Freund waren abhängig von Crystal Meth. Er bis zu seinem Tod, sie hat gerade einen Entzug hinter sich. Und Rita nimmt uns mit in ihre Drogenwelt: Wir fühlen den Flash, wenn sie das Zeug erst raucht, dann spritzt. Wir erleben, wie sie tagelang durchtanzt, Badezimmerfugen akribisch mit der Zahnbürste putzt und wilden Sex hat.
Auf die Faszination, das geilste Gefühl der Welt – wie sie sagt – folgt regelmäßig der Absturz. Halluzinationen, Verfolgungswahn, der Horror, wenn keine Drogen mehr da sind. Außerdem gibt es Streit, Schreie, man nennt sie Hure und spuckt auf sie.
Alle irre, oder was?
Ihre Würde hat Rita schon lange nicht mehr. Das ist ihr egal, solange es Drogen gibt. Doch bevor wir als Zuschauer wieder drohen, im Dreck zu ersticken, fährt der irre Bauer auf dem Land mit seinem Trecker laut jauchzend im Kreis. So, als sei er selbst auf Drogen.
Was soll er auch sonst machen, meint der Dorfpolizist. Hier aufm Land im hohen Norden gibt es ja nichts, sagt er. Außer Inzest, Alkohol, Arbeit und Pornos im Internet. Ja, Sex ist ein großes Thema. Auf Drogen, im Internet, als Bestrafung. Wenn man, wie Rita, seine Dealer verrät.
Fazit: Auf jeden Fall sehenswert
„Borowski und der Himmel über Kiel“ ist glaubwürdig. Sagen zumindest die, die es wissen müssen. Faszinierend, abstoßend, ekstatisch und abgründig kann ich noch beisteuern. Für die Geschichte, die Darsteller und den immer wieder aufblitzenden schwarzen Humor gibt es von mir vier von fünf Elchen.