Wenn Buchautor Hank Massmann seine Parolen brüllt, dann tobt der Mob. Der Mob ist weiß und männlich und fühlt sich - überraschenderweise – unterdrückt. Für die Männer spricht Hank Massmann die unbequeme Wahrheit aus: In unserer modernen Gesellschaft unterdrücken emanzipierte Frauen die Männer. Massmann verdient damit sein Geld, über seine Bücher, seine Workshops, seine Auftritte. Aber im Netz geht der Hass weiter, wird anonymer, schärfer, konkreter – bis hin zur Todesliste, die plötzlich dort kursiert. Und eines Morgens dann findet die Polizei die Leiche einer jungen Frau, geschlagen und zusammengetreten.
Ist hier ein Mitläufer aus dem Kreis der rechten „unterdrückten“ Männer ausgerastet? Einer der Hass und Hetze aus dem Netz aufgesaugt hat? Unschöne Szenen legen das nahe, in denen sich Mädchen über den jungen Außenseiter lustig machen, ihn als schmutzig und ungewaschen diffamieren. Oder seine Chefin behandelt ihn mal herablassend, mal entwürdigend. ‚Aber hat ihn das zum Mörder gemacht?‘ fragt der Film.
Frauenfeindlichkeit als „Einstiegsdroge“ in die rechte Szene
Auch wenn die Szene mit der Chefin vielleicht überzogen wirkt, ist aber das Anliegen ja längst klar: aufmerksam machen auf die folgenschwere Verquickung von rechtem Gedankengut und idiologisch geprägtem Frauenhass.
Ich frage mich nur, ob es so geschickt war, den Tatort zum Weltfrauentag zu senden. Immerhin ist das Thema an jedem anderen Tag auch wichtig. Und wahre Gleichberechtigung wäre es, auch an anderen Tagen davon zu erzählen. Nur so ein Gedanke.
Doppeldeutigkeit im Tatort-Titel: „Borowski und die Angst der weißen Männer“
Seltsam auch der Titel: Die Angst der weißen Männer. Jeder denkt sofort an weiße Männer, die andere diskriminieren, dominieren, sexuell ausbeuten. Im Film sind sie weiße Männer, weil sie weiße Maleranzüge tragen – das hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht, ehrlich gesagt. Ist das albern? Oder überdeutlich? Zumindest ist es verwirrend. Wie schade, sonst macht der Film an vielen Stellen vieles richtig. Zeigt Unterdrückung und Ungerechtigkeiten, Unzulänglichkeiten und Unachtsamkeiten.
Spannender Krimi – aber erst im letzten Drittel
Und so als Krimi? Hat der gut gemeinte Tatort auch als Krimipotential? Eindeutig ja, aber eher am Schluss weiter hinten als vorne. Die erste Stunde ist eher glatt durcherzählt, mit wenigen Kribbel-Momenten. Im letzten Drittel aber, da wird es eng für die Kommissare, und damit auch spannend für den Zuschauer.
Gutes Thema, Spannung erst später, macht für mich zusammen drei von fünf Elchen.