Ja, die erste Überraschung ist gelungen: Jürgen Vogels Auftritt ganz am Anfang des neuen Tatorts. Er bedroht die Chefetage eines Ludwigshafener Chemieunternehmens. Sagen wir mal, er hat ein kleines Geldproblem und will Schmerzensgeld für das, was da vor 15 Jahren passiert sein muss.
Und dann gleich noch eine Überraschung: Denn wenig später ist ausnahmsweise mal keiner der beiden tot, sondern ein ganz anderer, den auch sonst niemand kennt. Lena Odenthal muss nun aufklären, was die drei miteinander verbindet und landet in einer Art Vergangenheits-Bewältigungs-Krimi. Alte, ungeklärte Morde tauchen wieder auf.
Lena Odenthal ermittelt ja schon seit 26 Jahren in der ARD, da holt einen die Vergangenheit schnell mal ein – oder wie es Jürgen Vogels Puffmutter ausdrückt: „Mon Dieu, Frau Kommissarin, Sie sind aber auch ein bisschen in die Jahre gekommen.“
Auch der Tatort ist „In die Jahre gekommen“
Leider passt das irgendwie auf den ganzen Tatort, der von der Aufmachung her etwas old-school rüberkommt. Zeitweise erinnert die Jazz-Musik, die hier und da zirpt, etwas an die 50er.
Doch der Tatort bemüht sich, alles etwas aufzulockern. Zum einen mit ein bisschen Zickenterror zwischen Lena Odenthal und dem karrieregeilen Kommissar-Nachwuchs – leider ziemlich humorlos getextet – zum anderen mit dem Highlight Jürgen Vogel. Was kann man da storymäßig rausholen? Na, ihr ahnt es schon, eine kleine Romanze vielleicht zwischen Gut und Böse?
Fazit: Ein Tatort muss kein Thriller sein, aber…
Alles in allem ist das leider kein zeitgemäßer Tatort. Es ist einfach so viel altmodisches Geschnörkel dran, auch der Knuddelbär Jürgen Vogel und der hübsche Zicken-Nachwuchs retten die ganze Erzählung einfach nicht rüber ins Coole, ins Lustige, ins Spannende, ins Außergewöhnliche. Viele andere Tatorte haben es geschafft, sich im Laufe der Zeit zu regelrechten Thrillern zu verwandeln – so muss es ja nicht immer sein, aber in Ludwighafen ist trotzdem noch viel Luft noch oben. Am Ende bleiben leider nur 2 von 5 Elchen.