Die erste Leiche dieses Tatorts kommt ziemlich banal daher, der dazugehörige Mensch geht nämlich eines natürlichen Todes dahin. Kommissarin Bibi Fellners verhasster und angeblich verarmter Vater stirbt in einem Altersheim in der Steiermark. Und er hinterlässt seiner überraschten Tochter in einem Schließfach 34.000 Euro!
Im echten Leben wäre dieser Tatort hier zu Ende. Bibi sollte sich freuen, dass ihr Vater ihr so viel Geld hinterlässt. Stattdessen wird moralisch korrekt der Frage nachgegangen wie der Herr Papa so viel Geld anhäufen konnte. Schnell ist klar: Ihr Vater und seine Altersheimmitbewohner haben sich ihre karge Rente mit als Kaffeefahrt getarnten Ausflügen ins nahe Ungarn aufgebessert. In Wahrheit war's aber ganz dreister Medikamenten-Schmuggel. Billig in Ungarn einkaufen, in Österreich teuer verkaufen.
Gute Idee für den Tatort – langweilig umgesetzt
Die Idee ist eigentlich nicht schlecht: Ein Krimi, in dem alte Menschen aus Sorge vor Altersarmut sogar über die eine oder andere Leiche gehen. Dazu ein fieser Altenheimpfleger und eine trostlose Steiermark-Dorf-Kulisse. Aber die Machart des Krimis ist dann doch eher behäbig und langweilig. Eisner und Bibi auf Rentner-Jagd und ihr ewiges Schweinebraten-Essen in rustikalen Gasthäusern – das wirkt nach ARD-Vorabendkrimi. Kein Tempo, keine überraschenden Wendungen und auch die sonst so brillanten Darsteller Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser spielen in dieser Tatort-Folge so knusprig wie zwei Tage altes Brot.
Österreichisch vom Feinsten
Einen kleinen Stimmungsaufheller gibt's trotzdem. Der für dialektal minderbegabte Zuschauer ohnehin schwierige Österreich-Slang stößt selbst beim Ermittler-Duo an seine Grenzen. Und zwar als sie bei einer gepiercten Rezeptionistin mit Zahnspange ein Hotelzimmer buchen möchten. Da wird’s ca. 20 Sekunden lang lustig. Aber gemessen an alten Wiener Tatorten bleibt „Paradies“ auffallend koffeinfrei. Für einen Tatort-Saison-Start hätte ich mir einfach mehr Schmackes und Hochglanz gewünscht.