Die Reinartz waren gleich dreimal betroffen, denn die Flut hatte ihr altes Haus, das sie gerade verkaufen wollten zerstört – darüber hinaus aber auch ihr neues Haus und ihr Café. Trotz allem wollten die Reinartz nie als Flut-Opfer bezeichnet werden, sondern als „Betroffene“.
Wiederaufbau nach Flut bleibt Kraftakt
Während eine Mehrheit der Läden in Bad Münstereifel wieder geöffnet hat, kämpfen Christiane und Rolf Reinartz noch mit Verträgen, Versicherungen und dem Vermieter – auch Handwerker sind schwer zu bekommen. In der Zwischenzeit halten sie sich mit einem Geschenkartikel-Laden in den Räumen ihres Cafés über Wasser.
Zwei Jahre arbeiten, aufbauen, funktionieren – das zehrt an den Nerven erzählt das Paar. Christiane Reinartz versucht ihren Gefühlszustand zu erklären: Bis Ende des Jahres 2021 habe sich ganz viel in der Stadt getan. Die Aufräumarbeiten waren deutlich zu sehen und viele Menschen waren vor Ort, um zu helfen. Doch als es in die „Aufbau-Phase“ ging habe man gemerkt, dass es jetzt nur noch schleppend voran geht. Ab diesem Zeitpunkt – erinnert sich Christiane – wurde es zäh. Obwohl in den Straßen von Bad Münstereifel viel passiert ist und sich das Stadtbild erholt hat, komme jetzt das persönliche Gefühl auf: Es geht zu langsam.
Ahrtal: Schule im Container ist „wie Knast“ „Ihr habt zwei Minuten. Es ist alles verloren!“
Das Zuhause verloren, die Schule plötzlich meterhoch im Schlamm: Hier gibt es sehr lange keinen Unterricht mehr. Aber wohin gehen, wenn sogar unklar ist, wo die Schülerinnen und Schüler zukünftig wohnen?
Angst vor dem Alltag
Zusätzlich stellt Christiane sich die Frage wie sie den normalen Alltag, der nach zwei Jahren Ausnahmezustand bevorsteht, bewältigen kann. Das dürfe man nicht unterschätzen.
Große Fortschritte in der Altstadt von Bad Münstereifel
Obwohl Bad Münstereifel einer der am stärksten von der Flut betroffenen Orte in NRW war, sieht man die Fortschritte der Helfer – vor allem in der Altstadt. Sie ist neu gepflastert, neue Laternen wurden aufgestellt – nur noch wenige Fenster sind mit Brettern zugenagelt. Brücken, Straßen, die Schule, das Wichtigste ist fertig gestellt.
Geschafft haben das die Anwohner von Bad Münstereifel auch, weil der Zusammenhalt in der Stadt direkt nach der Flut riesig war. Darauf ist die Oberbürgermeisterin Sabine Preiser-Marian heute noch stolz.
Vorsichtiger Optimismus nach der Flut überwiegt
Bad Münstereifel ist in Sachen Wiederaufbau auch ein „Spezialfall“. Ohne ein paar sehr engagierte Menschen, sähe es jetzt hier noch anders aus, sagt Christopher Haep vom Stadtmarketingverein:
Doch es ist nach wie vor viel zu tun – zum Beispiel am Hochwasserschutz wird noch gearbeitet, viele Ortsteile hat es schlimmer getroffen als die Altstadt. Aber so langsam überwiegt bei vielen ein vorsichtiger Optimismus. Auch bei Christiane und Rolf Reinartz. Sie hoffen, Ende des Jahres ihr Café wieder aufmachen zu können.
Rückblick: So ging des Familie Reinartz im Juni 2022: