Uwe Berger ist tot. Anlageberater, Angeber, also ein eher schmieriger Typ. Trotzdem, er war auch irgendwie ein Kumpel.
Lügender Titelheld
Jakob Gregorowicz ist ein mittelgroßes Licht in einer Baufirma, Lannert und Bootz wollen ihn nur mal eben kurz befragen, weil sein Name in Bergers Terminkalender aufgetaucht ist. Und Gregorowicz lügt. Er ist – das ist von Anfang an klar – der Titelheld: der Mann, der lügt. Lügt wie ein Buch, aber nicht mal gut, eigentlich eher schlecht, und zwar so schlecht, dass er sehr schnell einen Anwalt braucht – seinen Schwager, der ihn zwar verteidigt, aber nicht wirklich gern, weil Gregorowicz ihn eben auch anlügt.
Auf Dauer öde
Und so lügt sich der Titelheld 90 Minuten lang quer durch die Szenerie. Lügt seine Frau an, lügt seine Tenniskumpels an, lügt die Kommissare an, und seinen Anwaltsschwager solange, bis der echt keinen Bock mehr hat. Womit wir beim Punkt wären. Irgendwann fühlt sich der Zuschauer nämlich ganz ähnlich wie der Anwalt.
Die etwas andere Perspektive
Der Mann der lügt ist anders als die meisten Tatorte, weil der Film nicht aus Ermittlersicht erzählt, sondern aus der Perspektive des Täters. Das Ermittlerteam aus Stuttgart ist weitestgehend Staffage, alles dreht sich nur um den Lügner. Das ist an sich eine gute Idee – hier aber so umgesetzt, dass es irgendwann durchsichtig, später langatmig und dann langweilig wird. So spinnt sich das Lügengarn weiter bis zu einem Ende, das auf meiner Skala der unüberzeugendsten und gekünstelten Filmschlüsse eine Spitzenposition mit Sondererwähnung einnimmt.
Grandioser Hauptdarsteller
Aber: eins reißt den Film raus, und das ziemlich weit – nämlich das großartige Spiel von Gregorowicz-Darsteller Manuel Rubey. Der Wiener ist keiner der bekannten Topstars, aber das, was er hier abliefert, wie überzeugend er die kümmerliche Figur Gregorowicz serviert, bis hin zum lang erwarteten Geständnis – das natürlich auch eine Lüge ist. Gratulation!