Nackte Leiche in der Badewanne, Kehle durchschnitten. Und sauber gearbeitet hat der Mörder auch nicht wirklich: alles ist voller Blut. Das sieht erst mal ziemlich nach Splatterfilm aus.
Psychospielchen mit dem Killer
Ein Serientäter ist unterwegs und wird mit einer cleveren Finte der Wiesbadener Ermittler nach einer gefühlten Viertelstunde Laufzeit dingfest gemacht – womit dieser Tatort überhaupt erst Fahrt aufnimmt. Denn da ist nichts so und da war nichts so, wie es aussah. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem viel mit Rückblenden, langen Dialogen und Psycho-Duellen gearbeitet wird: der Täter will von Felix Murot, alias Ulrich Tukur, verstanden werden. Murot hingegen will weniger Verständnis als ein Geständnis von seinem Gegenüber.
Kammerspiel vs. Fernsehkrimi
Gegenüber ist hier wörtlich zu nehmen: über lange Strecken findet der Tatort im Vernehmungsraum statt. Ganz nebenbei wird noch eine zweite Handlungsebene reingezogen, die für Spannung sorgt. Aber irgendwann sind die Rückblenden, die unterschiedlichen Ebenen, die Handlungsstränge so verworren, dass einiges auf der Strecke bleibt.
Nichts gegen Psychothriller, „Es lebe der Tod“ ist ein solcher, und die beiden Protagonisten spielen absolut erstklassig. Aber das Geständnis, das Murot will, kommt mehrfach, ohne dass er es bemerkt, und der Täter sucht weiter nach Verständnis, auch als er längst verstanden wurde. Es hängen einige lose Fäden rum, und am Ende des Tatorts bleibt eine sehr große Frage völlig offen. Welche, das werdet ihr sehen.
Thema verfehlt?
Das ist kein Krimi, das ist wiedermal Fernsehspiel. Es ist wieder mal der Versuch, den Tatort neu zu erfinden. Und das ist aber genau wie mit dem Rad: wenn man es dauernd neu erfinden will, wird es irgendwann eckig. Zwei brillante Schauspieler, sehr gut geschriebene Dialoge, eine spannende und spannend erzählte Geschichte. Da punktet „Es lebe der Tod“. Aber: eben kein Tatort, kein Sonntagabendfernsehkrimi. Dafür: Abzug.
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Ein tragischer Tatort aus Stuttgart mit Lannert und Bootz. Tatort-Checkerin Linda Molitor ist überzeugt und war auf das Ende nicht vorbereitet. Unsere Kritik zu „Lass sie gehen“.