Der Terroranschlag während eines Konzerts ist nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin von Islamisten begangen worden. „Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde, deren Ideologie die islamische Welt selbst seit Jahrhunderten bekämpft“, sagte er am Montagabend.
Den Ableger der Terrorgruppe Islamischer Staat, der die Tat für sich reklamiert hat, erwähnte Putin nicht. Der Präsident erwähnte auch keinen anderen mutmaßlichen Auftraggeber des Anschlags. Vielmehr forderte Putin, zu ermitteln, „weshalb die Terroristen nach ihrem Verbrechen versucht haben, in die Ukraine zu fliehen und wer dort auf sie gewartet hat“.
IS bekennt sich zu Anschlag bei Moskau
Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hatte sich bereits in der Nacht zu Samstag zu der Tat in der Eingangshalle der Crocus City Hall im Moskauer Vorort Krasnogorsk bekannt, doch der russische Präsident Wladimir Putin hatte bisher von einer „ukrainischen Spur“ hinter dem Anschlag gesprochen – ohne jedoch Beweise dafür anzuführen.
Frankreich erhöht Sicherheits-Alarmstufe
Die französische Regierung hat als Reaktion am Sonntagabend die höchste Sicherheits-Alarmstufe für ihr Land ausgerufen. Das hat Premierminister Gabriel Attal auf X mitgeteilt. Gründe seien der mutmaßlich islamistische Anschlag bei Moskau und die Bedrohungslage in Frankreich.
Frankreich hat die höchste Alarmstufe bereits mehrmals nach islamistisch motivierten Angriffen verhängt, zuletzt im Oktober 2023, als im nordfranzösischen Arras ein Lehrer durch einen Messerangriff getötet wurde. Sie wird ausgerufen, wenn man von einem unmittelbar bevorstehenden Anschlag ausgeht. Dann können 7.000 zusätzliche Einsatzkräfte an öffentlichen Orten patrouillieren, beispielsweise an Bahnhöfen oder Flughäfen. Stefanie Markert berichtet aus Paris:
Verdächtige in Moskau offenbar schwer gefoltert
Gezeichnet von üblen Gesichtsverletzungen sind die vier mutmaßlichen Attentäter des jüngsten Terroranschlags nahe Moskau dem Haftrichter vorgeführt worden. Die Angeklagten wurden am Sonntag von vermummten Sicherheitskräften ins Basmanny-Gericht in der russischen Hauptstadt gebracht und mit deutlich sichtbaren Blutergüssen, Schwellungen, Schürf- und Platzwunden in Glaskäfigen platziert. Einer von ihnen war offensichtlich nicht mehr in der Lage zu laufen und lag mit geschlossenen Augen festgeschnallt in einem Krankenstuhl. Ein anderer hatte einen wenig fachmännisch wirkenden Verband am rechten Ohr. Aus Moskau Jürgen Buch:
Vor dem Gerichtstermin waren Videoaufnahmen im Netz verbreitet worden, die zeigen sollen, dass die festgenommenen Männer gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde. Ob die Aufnahmen authentisch sind, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die eigentliche Anhörung fand hinter geschlossenen Türen statt, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Der Terrorverdächtige auf dem Krankenstuhl, der den Anschlag gefilmt haben soll, hatte demnach „Schwierigkeiten zu sprechen“.
Das sagt die Ukraine zu den Vorwürfen
Die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg führt, hatte die Gerüchte über eine Beteiligung deutlich zurückgewiesen. In seiner täglichen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag, Putin und seine Gefolgsleute „versuchen einfach nur, jemand anderem die Schuld zu geben“. Auch die USA sehen keine Hinweise darauf, dass die Ukraine in das Attentat verwickelt ist.
Experte: Keine Belege für Version von Putin
Im ARD-Brennpunkt sagte Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London, dass es keine Zweifel an dem Bekenntnis des IS gebe. Es habe bisher drei Bekennernachrichten vom IS gegeben, die alle authentisch seien und über die offiziellen IS-Kanäle verbreitet wurden, erklärte er weiter.
Putin habe impliziert, dass die Ukraine eine aktive Rolle gespielt habe. „Und dafür gibt es keinerlei Belege – ganz im Gegenteil“, so Neumann.
Russland: Diskussion um Todesstrafe
In Russland wird nach dem Anschlag darüber diskutiert, die Todesstrafe wiedereinzuführen. Der Fraktionschef von Putins Partei hat gesagt, es werde eine Entscheidung getroffen, die den Erwartungen der Gesellschaft entspreche. Auch im Sicherheitsausschuss am Samstag wurde gesagt, die Todesstrafe sei bei Terrorismus und Mord notwendig. Seit 1996 ist sie in Russland eigentlich ausgesetzt.
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