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Kira Urschinger
Kira Urschinger

Hühnersuppe soll bei Erkältung Wunder wirken – das hat jedenfalls Oma gesagt. Aber stimmt das? Hier gibt es den Faktencheck und vegetarische Alternativen inklusive Rezept.

Sie ist wieder da, die Grippe- und Erkältungswelle! Bei vielen von euch geht es ordentlich rum, wie wir an den Nachrichten merken, die ihr an uns schreibt. In der Arbeit wird's eng bei all den Krankmeldungen, in der Kita rotzen die Kids um die Wette, Arzttermine sind rar und wir spielen Bullshit-Bingo:

Hühnersuppe – das beste Rezept gegen Erkältung?

Gut gemeinte Tipps gibt's natürlich auch immer, wenn es einen erwischt hat. Und es hat auch jeder einen absoluten Geheimtipp, wie die Erkältung angeblich sofort besser wird.

Einen davon aber kennen wir garantiert alle und das vermutlich schon seit unserer Kindheit: Hühnersuppe. Am besten von Mama zubereitet oder nach dem Traditionsrezept von Oma. Und tatsächlich fühlt sich alles gleich viel besser an, wenn wir die heiße Brühe runtergeschlürft haben.

Der 11.11. ist rum und heute Morgen fehlen schon die ersten Kolleginnen oder Kollegen? Dann gute Besserung, falls es euch nach #Karneval erwischt hat. Vielleicht hilft euch ja Omas #Hühnersuppe wieder auf die Beine zu kommen. pic.twitter.com/ywwyytgnab

Hühnersuppe im Faktencheck – ist sie wirklich so gut bei Krankheit?

Aber was ist da dran? Hilft Hühnersuppe wirklich so gut, wenn wir krank sind? Wenn ja, warum? Was ist da besonderes drin? Und gibt es irgendwelche wissenschaftlichen Beweise oder ist das alles nur gute Tradition? Wir machen den Hühnersuppen-Faktencheck.

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1. Hühnerbrühe gilt seit Jahrtausenden als heilend

Forscher haben sich schon ausführlich mit der Geschichte der Hühnerbrühe auseinandergesetzt. Tatsächlich gilt sie laut Wissenschaftlern seit Jahrtausenden als Heilmittel – in verschiedenen Rezepten und über viele Kulturen hinweg.

Hühnersuppe als Therapie lässt sich bis ins Jahr 60 n. Chr. zurückverfolgen, als Pedanius Dioskorides ein Militärarzt war, der unter dem römischen Kaiser Nero diente und dessen fünfbändige medizinische Enzyklopädie mehr als ein Jahrtausend lang von frühen Heilern konsultiert wurde. Aber die Ursprünge der Hühnersuppe reichen Jahrtausende zurück, bis ins alte China.

Eine Befragung von Forschern der Universität Essen ergab 2005, dass in verschiedenen europäischen Städten fast ein Drittel der befragten Männer und Frauen Hühnersuppe essen, wenn sie krank sind.

Das allein ist aber natürlich noch kein überzeugender Fakt – es hat schließlich keiner gesagt, dass sich nicht auch Quatsch über Generationen und Landesgrenzen hinweg halten kann.

2. Studien zur Hühnersuppe sind kompliziert

In Studien die Wirksamkeit von Hühnersuppe zu belegen oder zu widerlegen ist für Wissenschaftler aber gar nicht so leicht. Denn eine Hühnersuppe ist ja nicht ein einzelner Wirkstoff, sondern eine Mischung aus verschiedenen Gemüsesorten, Hühnchen und Fett – je nach Rezept auch mit Nudeleinlage oder dem „Extra-Immunbooster“ Ingwer. Es gibt aber einige Anhaltspunkte.

Keine Lust zu lesen? Hier könnt ihr euch eine kurze Einordnung auch anhören. Werner Eckert aus unserer Fachredaktion für Umwelt und Ernährung erklärt im Gespräch mit SWR3-Moderatorin Sabrina Kemmer, was die Suppe gesund macht:

3. Wirkstoffe gegen Entzündungen – selbst gemacht besonders gesund

Untersuchungen von Spezialisten der Universität Nebraska aus dem Jahr 2000 legen nahe, dass Hühnersuppe eine leicht entzündungshemmende Wirkung hat und daher bei unterschiedlichen Erregern zwar keine Wunder wirkt, aber bei der Genesung hilfreich sein kann. Das verwendete Rezept in der Studie heißt Omas Suppe. Die Zutaten waren:

  • Hühnchen
  • Zwiebeln
  • Süßkartoffeln
  • Pastinaken
  • Rüben
  • Karotten
  • Selleriestangen
  • Petersilie
  • Salz
  • Pfeffer

Die Suppe wurde in verschiedenen Varianten über unterschiedlich lange Zeiträume gekocht und schließlich wurden an mehreren Brühen Tests durchgeführt.

Zum Vergleich zogen die Forscher auch handelsübliche Suppen aus einem örtlichen Supermarkt heran, die sie nach den Anweisungen auf dem Etikett zubereiteten. Das Ergebnis: Die gekauften Suppen seien sehr unterschiedlich in der Konzentration der wichtigen Inhaltsstoffe. Kurz gesagt: Omas Rezept schlägt die Fertigsuppe. Eine gekaufte Hühnersuppe bringt also oft weniger als eine frisch zubereitete, selbst gemachte Brühe.

Das Hühnchen sei in der Suppe wichtig, Gemüse bringe zwar viele wichtige Vitamine und Mineralien mit, würde aber alleine nicht den Ausschlag geben, so die Forscher. Tatsächlich sind im Hühnerfleisch wichtige Eiweißbausteine wie Cystein, die als sogenannte Antioxidanzien im Körper wirken, Entzündungen hemmen und auch Zellen schützen können.

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4. Kein Hunger bei Erkältung? Dank Umami schon!

Und noch ein Punkt könnte wichtig sein: Hühnchen regt möglicherweise unseren Appetit durch Umami an. Umami ist ein herzhafter Geschmack, der als der fünfte Geschmack neben süß, sauer, salzig und bitter gilt. Oft wird er auch als „fleischig“ beschrieben. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass dieser Geschmack den Appetit fördert. Und das wiederum ist wichtig, wenn wir krank sind und oft eigentlich gar keinen Hunger haben, dem Körper aber wichtige Nährstoffe zuführen sollten.

Studien zeigen, dass der Geschmack entscheidend für die heilende Wirkung von Hühnersuppe ist. Wenn ich Patienten mit Erkrankungen der oberen Atemwege sehe, fällt mir auf, dass viele von ihnen plötzlich weniger oder gar nichts essen. Das liegt daran, dass akute Erkrankungen eine Entzündungsreaktion auslösen, die den Appetit verringern kann. Wenn sie keine Lust auf Essen haben, ist es unwahrscheinlich, dass sie die Nährstoffe erhalten, die der Körper braucht, um das Immunsystem zu stärken und sich von Krankheiten zu erholen.

Die gute Nachricht für alle, die eigentlich lieber auf Fleisch verzichten möchten: Nicht alle Umami-Lebensmittel sind aus Fleisch. Umami ist ein Geschmack, der sich auch in Käse, Pilze, Miso und Sojasoße findet. Zumindest dieser Effekt müsste sich also auch vegetarisch herstellen lassen.

Junge Frau sieht krank aus, eingewickelt in einen Teppich. In den Händen hält sie eine heiße Hühnersuppe gegen die Erkältung.
Die wenigsten von uns dürften so gut aussehen (und so hart geschminkt sein) wie dieses Model, wenn sie krank sind. Davon mal abgesehen kennen viele von uns aber wohl den skeptischen Blick auf die Hühnersuppe – wenn wir erkältet sind, haben wir nämlich meist nicht besonders viel Appetit. Gerade dann ist es aber gut, etwas zu essen.

5. Wärme und Flüssigkeit sind immer gut bei Krankheit

Und es gibt noch zwei weitere wichtige Faktoren, die Hühnersuppe zu einer guten Empfehlung bei Erkältung machen, die bei vegetarischen Varianten ebenfalls umsetzbar sind:

  • Suppe ist erstens heiß
  • und hat zweitens einen hohen Flüssigkeitsanteil.

So simpel das klingt, so wichtig ist das, um wieder fit zu werden. Denn Wärme fördert die Durchblutung und das macht es so für Immunzellen leichter, Krankheiten zu bekämpfen und „Abfälle“ von der Immunabwehr abzutransportieren. Außerdem löst sich Schleim, wenn wir viel trinken und Schleimhäute werden befeuchtet. Das kann die Symptome von Erkältungen erleichtern und die Gesundung unterstützen. Natürlich gilt das genauso für viele andere warme Suppen oder heißen Tee.

Fazit im Faktencheck zu Hühnersuppe gegen Erkältung

Hühnersuppe ist kein Zaubertrank. Und: Hühnersuppe ist nicht gleich Hühnersuppe. Studien legen aber nahe, dass an Hühnersuppe gegen Erkältung mehr dran ist als an Globuli. Dabei kommt es aber sehr auf die Zutaten an.

Neben dem Hühnchen oder alternativen Proteinquellen (beispielsweise Kichererbsen oder Tofu) sind vor allem verschiedene Gemüse, Gewürze und Kräuter in der Suppe wichtig.

Auch leicht verdauliche Energiequellen wie Nudeln sind als Einlage gut, damit der Körper wieder Kraft tankt.

Die Geschmacksrichtung Umami könnte ebenfalls relevant sein, sie ist in der vegetarischen Alternative beispielsweise durch Miso, Pilze oder Sojasoße ersetzbar.

Dosen und Fertigprodukte sind nicht die erste Wahl, besser ist eine selbst gemachte Suppe.

Hühnersuppe oder Hühnerbrühe kann bei Erkältung helfen. Hier im Bild ein Teller mit Suppe, auf dem Tisch liegen noch Kräuter und Brot, man sieht Frauenhände. In einer Hand hält sie einen Löffel.
Am besten ist die Hühnersuppe, wenn man sie frisch selbst zubereitet – Fertigprodukte können leider meist eher nicht mithalten. Was aber auch geht: vorbereiten und einfrieren für den Moment des Bedarfs.

Unser Tipp: Hühnerbrühe selber machen – auf Vorrat

Wenn ihr alleine lebt und niemanden im Haus habt, der die Hühnerbrühe kocht, wenn ihr krank seid, könnt ihr vorsorgen: Einfach Suppe kochen, solange ihr noch fit seid und einfrieren für den Moment, wenn sie gebraucht wird. Denn wenn man erst richtig in den Seilen hängt, sind vermutlich weder Lust noch Energie für eine Kochsession da. Ihr braucht noch das passende Rezept? Liefern wir:

Rezept für eine Hühnersuppe nach Omas Art

Zutaten:

  • 1 Suppenhuhn (rund 800 g)
  • 150 g Suppennudeln
  • 1 große Karotte
  • 1/2 Knollensellerie
  • 1 Pastinake
  • 1/2 Lauch
  • 1 Zwiebel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • 1 kleines Stück Ingwer
  • Bund Petersilie
  • 1/2 Bund Liebstöckel
  • Salz
  • Pfeffer
  • Senfkörner
  • Lorbeerblatt
  • ggf. etwas Gemüsebrühe
  • ggf. etwas Chili
  • etwas Öl
  • etwa 2 Liter Wasser

Zubereitung:

Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und ggf. Chili kleinschneiden. In einem großen Topf mit Pimentkörnern und ein wenig Öl kurz anschwitzen und mit 2 Litern Wasser ablöschen.

Suppenhuhn hineinlegen, leicht salzen. Klein geschnittenen Liebstöckel und ein Lorbeerblatt zugeben, ggf. auch etwas Gemüsebrühe und für 2-3 Stunden köcheln. Das Fett sollte sich gut absetzen.

Zum Ende der Kochzeit Suppenhuhn zerkleinern und wieder in die Brühe legen.

Gemüse schälen und kleinschneiden. Alles in die Brühe geben und noch einmal aufkochen, bis das Gemüse bissfest ist. Nudeln rein und je nach Nudelsorte (siehe Angaben auf der Packung) unterschiedlich lange mitkochen.

Abschließend frische Petersilie unterrühren und mit Pfeffer, Salz und Gemüsebrühe abschmecken.

Kleiner Junge löffelt Hühnersuppe und steckt sich ein Stück Brot in den Mund. Das hilft sicher gegen Erkältung.
Und eines gibt's natürlich bei Hühnersuppe immer noch inklusive: die Kindheitserinnerungen. Wenn das nicht hilft ...

Rezept für eine Erkältungssuppe vegetarisch / vegan

Zutaten:

  • 400 g Kichererbsen
  • 150 g Suppennudeln (wer eifreie Nudeln nimmt, ist vegan unterwegs)
  • 1 große Karotte
  • 1/2 Knollensellerie
  • 1 Pastinake
  • 1/2 Lauch
  • 1 Zwiebel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • 1 kleines Stück Ingwer
  • Bund Petersilie
  • 1/2 Bund Liebstöckel
  • Salz
  • Pfeffer
  • Senfkörner
  • Lorbeerblatt
  • etwa 30 ml Sojasoße oder Teriyaki Soße
  • ggf. etwas Gemüsebrühe
  • ggf. etwas Chili
  • etwas Öl
  • etwa 2 Liter Wasser

Zubereitung:

Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und ggf. Chili kleinschneiden. In einem großen Topf mit Senfkörnern und Kichererbsen (aus der Dose, dem Glas oder getrocknete Kichererbsen voreingeweicht) in Öl kurz anschwitzen. Mit 2 Litern Wasser ablöschen.

Liebstöckel kleinschneiden und zusammen mit dem Lorbeerblatt zugeben, ggf. auch etwas Gemüsebrühe und für 20-30 Minuten köcheln.

Gemüse schälen und kleinschneiden. Alles in die Brühe geben und noch einmal aufkochen, bis das Gemüse bissfest ist. Nudeln rein und je nach Nudelsorte (siehe Angaben auf der Packung) unterschiedlich lange mitkochen.

Abschließend frische Petersilie unterrühren und mit Sojasoße oder Teriyaki Soße, Pfeffer, Salz und ggf. Gemüsebrühe abschmecken.

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